Epistasia

Jeweils im Monat Juni wechselt die Epistasia. Die vierte Tetrade ist 2023/2024 an der Reihe. Protos für ein Jahr ist nun Vater Stefanos (Chilandar). Er erfüllt diese Aufgabe seit 1998 nun zum 6. Mal. Aus diesem Anlass schreibt die Orthodoxianewsagency.gr am 13. Juni 2023 einen Artikel über das Prozedere der Einsetzung der neuen Epistasia.

Morgen findet in Karyes auf dem Heiligen Berg Athos die Zeremonie des Wechsels der Heiligen Epistasia statt. Nach den Statuten des Heiligen Bergs wird jedes Jahr am 1. Juni des julianischen Kalenders (14. Juni des gregorianischen Kalenders) nach althergebrachter Zeremonie die Heilige Epistasia neu eingesetzt. Die iviritische Epistasia wird von der chilandarischen abgelöst werden. Die Epistasia ist das ausführende Organ für die Entscheidungen der Heiligen Gemeinschaft und ihr obliegen auch die weltlichen Verwaltungsaufgaben. Sie ist auch diejenige, die in direktem Kontakt mit den Staatsorganen und den staatlichen Diensten steht und die Tagesordnung jeder Sitzung der Heiligen Gemeinschaft vorbereitet.

 

Die Vierergruppen

Die zwanzig Heiligen Klöster des Heiligen Berges sind in fünf Vierergruppen eingeteilt. Jede Gruppe stellt alle fünf Jahre für ein Jahr (vom 1. Juni bis zum 31. Mai des Folgejahres) die Heilige Epistasia. Sie besteht also aus vier Mönchen. Erster unter ihnen, der Protepistatis also, kurz Protos genannt, kann nur ein Mönch aus den ersten fünf Klöstern der Klosterhierarche werden.

Jedes der 20 Klöster entsendet für ein Jahr einen nach dessen Kriterien geeigneten Mönch als sein Vertreter in die Heilige Gemeinschaft.

Die Vierergruppen (Tetraden) setzen sich wie folgt zusammen:

Erste Tetrade: Megisti Lavra, Dochiariou, Xenofontos, Esfigmenou
Zweite Tetrade: Vatopediou, Koutloumousiou, Karakallou, Stavronikita
Dritte Tetrade: Iviron, Pantokratoros, Filotheou, Simonos Petra
Vierte Tetrade: Chilandariou, Xiropotamou, Agiou Pavlou, Grigoriou
Fünfte Tetrade: Dionysiou, Sografou, Panteleimonos, Konstamonitou

 

Das Typikon (Vorschrift) für die Einsetzung der Heiligen Epistasia

Die Heilige Gemeinschaft versammelt sich, gefolgt von einer kurzen Zeremonie, bei welcher der (Noch-)Protepistatis und die Person, die Protepistatis werden soll, anwesend sind. Dann werden die vier Briefe der Klöster verlesen, welche die Epistaten stellen werden. In diesen vier Briefe nennt das Kloster jeweils die Person, die von ihm als Epistatis bestimmt wurde. Das Heilige Kloster, das den Protepistatis stellt, hat noch einen anderen Vertreter in der Versammlung, da der Protepistatis nicht gleichzeitig Vertreter sein kann. Nach der Verlesung der Briefe, der so genannten Ernennungsbriefe, treten die anwesenden Noch-Epistaten und der Noch-Protepistatis vor die Versammlung, und dieser spricht im Namen der Epistasia den Vertretern der Klöster für die Zusammenarbeit im Lauf des vergangenen Jahres seinen Dank aus und bittet um Vergebung für eventuelle Versäumnisse. Dann legt der Protepistatis den Stab und die goldenen Kreuze, die er trägt, ab auf den Schreibtisch, wo auch die vier Teile des Siegels liegen, eines von jedem Epistaten. Den Stab nimmt nun der erste in der Hierarchie, der Vertreter des Klosters Megisti Lavra. Eines der drei Kreuze wird vom Vertreter des Heiligen Klosters Vatopediou zusammen mit einem Teil des Siegels entgegengenommen. Das zweite wird vom Vertreter des Heiligen Klosters Iviron und das dritte vom Vertreter des Heiligen Klosters Chilandariou in Empfang genommen. Diese Abfolge basiert auf der hierarchischen Ordnung der Heiligen Klöster auf dem Berg Athos.

Dann gehen sie zusammen hinunter zur Kirche Protaton. Freudig läuten die Glocken, das Axion Estin wird gesungen und alle ziehen in die Kirche ein. Dort machen die scheidenden Epistaten vor der Ikone der Panagia einen Kniefall, und dann legen sie sich in der Mitte der Kirche auf den Boden, um Buße für ihre Fehler abzulegen und um Vergebung zu bitten. Danach gehen sie an ihren Platz zurück. Dann stellen sich die vier, welche die neue Epistasia bilden werden, vor dem Kronleuchter auf, und ihnen gegenüber, die Vertreter der vier Klöster (Megisti Lavra, Vatopediou, Iviron und Chilandariou). Diese überreichen ihnen den Stab, die Kreuze und die Teile des Siegels. Dann singen die Sänger bestimmte Entlassgesänge.

Unmittelbar danach ergreift der erste der Hierarchie, der Vertreter des Kloster Megisti Lavra, das Wort. Er richtet eine kurze Ansprache an die neuen Mitglieder der Epistasia, erinnert sie an ihre Pflichten und übergibt den Stab an den neuen Protepistatis. Dies ist das Prozedere der Amtseinsetzung. Dann werden die vier Teile des Siegels und die Kreuze überreicht. Ab dann hat die neue Epistasia übernommen. Es folgt die Verabschiedung in der Kirche, und einen Fototermin auf der Freitreppe vor dem Versammlungsgebäude. Anschließend gehen alle in den Konferenzraum, wo sie mit den offiziellen Gästen, die an der Zeremonie teilnehmen, Glückwünsche austauschen.

Nach Weggang der Gäste bleiben nur die Mitglieder der Heiligen Gemeinschaft im Raum und bei dieser ersten Versammlung, werden die Dienste eingeteilt, z.B. wer die Kirchendiener des Protaton, wer die Sänger, die Priester sein werden, aber auch wer für Aufgaben, die der Heiligen Gemeinschaft obliegen, zuständig sein wird. Die Aufgaben der Diener werden im Wesentlichen festgelegt. Bei der ersten Sitzung werden auch die Sekretäre ernannt. Danach begeben sich alle zum Speisesaal. Nach Beendigung des Mahls, kehren die alte und die neue Epistasia in den Konferenzraum zurück, wo das Übernahme- und das Übergabeprotokoll unterzeichnet werden.

 

 

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