Der erste Besuch
Eine Athosreise ist eine völlig andere Form des Reisens. Der Reisende kommt auch nicht als Wanderer, Naturfreund oder Bergsteiger, der Anspruch auf besondere Erlebnisse, Essen oder Unterkunft hat, oder als Besucher eines UNESCO-Welterbes (sowohl Weltkulturerbe als auch Weltnaturerbe), sondern er kommt als Pilger, der für wenige Tage Gast des Berges Athos und seiner Klöster ist. Unterkunft und Essen sind in den Klöstern und Skiten grundsätzlich frei.
Ein Informationsblatt der Heiligen Epistasia (das ist die Regierung der Mönchsrepublik Athos) formuliert das so:
Das Land, das Du betreten wirst, ist heilig!
"Sehr geehrter Herr, Sie werden sich in ein besonderes Land begeben. Wir Mönche nennen es den "Garten der Panagia (Gottesmutter)". Fernab von der übrigen Welt ist hier das Leben der Mönche vor allem Anderen ausgerichtet auf das Gebet, das ständige Lobpreisen Gottes, die Läuterung der Seele und die Askese. Dieser heilige Ort ist nicht nur eine an Geschichte reiche Gegend mit schönen Landschaften, wunderbaren Kirchen, anderen heiligen Stätten und reichen Bibliotheken. Insbesondere ist es ein Ort der Askese, ein Ort, der eine große Zahl von Heiligen hervorgebracht hat. Dieser Ort ist in Wundern gestaltet. Aus Respekt vor der Geschichte und der Bedeutung des Heiligen Berges und seiner Traditionen wird von den Besuchern ein würdevolles und anständiges Benehmen erwartet. Die eigentlichen Schätze des Heiligen Berges vermag nur der fromme Pilger zu erkennen, und nicht der neugierige Tourist. Wenn Sie die Absicht haben, den heiligen Berg zu besuchen, sorgen Sie bitte dafür, dass sich Ihr Benehmen und Ihre Erscheinung durch Bescheidenheit auszeichnen."
Für eine Reise in die Mönchsrepublik Athos benötigen Sie ein Visum (Diamonitirion). Dieses Visum erhalten Sie über das Pilgerbüro in Thessaloniki. Bitte denken Sie daran, dass das Visum frühestens drei Monate vor der geplanten Einreise beantragt werden kann. Es empfiehlt sich daher, auch weil das Einreisekontingent von täglich zehn nichtorthodoxen Pilgern oft schnell vergeben ist, das Visum (Diamonitirion) frühzeitig, also genau drei Monate vor der beabsichtigten Reise zu beantragen.
Das Visum wird beim Pilgerbüro in Thessaloniki mit E-Mail beantragt. Ein persönliches Erscheinen im Pilgerbüro ist weder erforderlich noch sinnvoll. Eine Beantragung des Visums mehr als drei Monate vor der geplanten Einreise ist nicht möglich.
Das Büro in Thessaloniki arbeitet weitgehend papierlos, sodass Anfragen per E-Mail geschickt werden müssen.
Wenn Sie also das Visum mit E-Mail beantragen, dann auch eine eingescannte Kopie des Reisepasses oder Personalausweises mitschicken. Und nicht vergessen, zwei Wochen vor Einreise müssen Sie Ihr Kommen telefonisch bestätigen, weil Ihr Platz sonst anderweitig vergeben wird.
E-Mail-Adresse des Pilgerbüros in Thessaloniki: athosreservation@gmail.com
Bei Problemen empfiehlt es sich, telefonisch mit dem Pilgerbüro Kontakt aufzunehmen (Tel. +30 2310252578)
Das Diamonitirion wird Ihnen am Tag und Ort Ihrer Einreise ausgehändigt.
Die Einreise erfolgt mit Schiff von Ouranoupoli oder Ierissos aus. Aktuelle Einzelheiten dazu finden Sie in den Athos-Informationen von Herrn Züfle, die von uns gegen eine Spende von 25 € zugeschickt werden können.
Die Schiffsreservierung sollte wenigstens vier Wochen vor der geplanten Einreise erfolgen. Adressen, Telefonnummern und E-Mailadresse hierzu sind ebenfalls den Athos-Informationen von Herrn Züfle zu entnehmen.
Eine Einreise über den Landweg ist nicht möglich.
Insbesondere im Herbst und Winter kann es sein, dass bei stürmischen Wetter keine Schiffe fahren, und für mehrere Tage eine Ein- und Ausreise nicht möglich ist. Das kann zum Problem werden, z. B. weil der Rückflug feststeht. In diesem, und wirklich nur in diesem Fall, war es bisher möglich, über den Landweg auszureisen. Das war jedoch kompliziert zu organisieren und die Fahrt mit einem Land Rover zur Grenze dauert lange und ist sehr teuer.
In dem Blog "Agioritikes Mnimes" stand zuletzt, dass die Heilige Gemeinschaft die Ausreise über Land ausnahmslos untersagt, auch bei Notfällen.
Der heutige Stand ist uns nicht bekannt, nähere Infos hierzu erhält man in Karyes. Es ist daher ratsam, zwischen geplanter Ausreise vom Berg Athos und Abflug aus Thessaoloniki mehrere Tage einzuplanen.
Sie müssen die Unterkünfte in den einzelnen Klöstern vorher reservieren, am besten mit E-Mail, oder wo das nicht möglich ist, telefonisch, per Fax oder Brief. Einzelne Klöster haben ein kompliziertes Registrierungssystem.
Wegen der zahlreichen Pilger kann es schwer werden, eine Reservierung zu erhalten und Sie müssen immer damit rechnen, dass Sie von einigen Klöstern eine Absage für den gewünschten Termin erhalten werden.
Es ist zwar möglich, ohne eine Reservierung Unterkunft zu erhalten, z.B. weil nach längerer Wanderung das geplante Ziel nicht erreicht werden konnte. Voraussetzung ist dann, dass Gästebetten frei sind. Das können Sie vorher jedoch nicht wissen, und wenn Sie in einer Gruppe ankommen, ist es umso schwieriger.
Als Datum für Visum und Reservierung in den Klöstern wird unser Kalender, der gregorianische Kalender, benutzt, während sich der Kirchenkalender, die Feiertage und Fastenzeiten also, auf dem Athos nach dem julianischen Kalender richten, der im Vergleich zum gregorianischen Kalender um 13 Tage hinterher geht. Siehe hierzu "Kirchenjahr und Feste am Heiligen Berg".
Falls Sie von Klöstern oder Skiten keine Antwort auf Ihre Anfrage erhalten, und auch eine telefonische Anmeldung nicht möglich war, z.B. weil niemand ans Telefon geht, oder an der anderen Seite des Telefons nur griechisch gesprochen wird, können Sie versuchen, trotzdem um Unterkunft zu fragen. Die Chancen, dann ein Bett zu finden, sind gut, insbesondere wenn Sie eine Kopie der nicht beantworteten Anfrage bei sich haben.
Gerade in einigen der beliebtesten Klöstern, z.B. Simonos Petras oder Vatopedi, ist es nicht möglich ohne Zusage ein Nachtlager zu bekommen.
Wenn Sie keine Reservierungszusage haben, sollten Sie am frühen Nachmittag im Kloster ankommen, damit Sie, falls kein Bett mehr frei ist, zum nächsten Kloster noch vor Sonnenuntergang gelangen können.
Versuchen Sie nach Möglichkeit vor dem Esperinos, der Vesper, im Kloster anzukommen. Die Vesper beginnt in der Regel zwischen 16:00 und 17:00 Uhr. Wenn Sie nach Beginn der Vesper ankommen, werden Sie den Gastmönch nicht antreffen weil er beim Gottesdienst ist, und Sie müssen mit Ihrer Anmeldung bis nach dem Abendessen warten.
In den Klöstern werden Sie herzlich aufgenommen und werden fast immer mit einem griechischen Kaffee, einem Glas Wasser, einem Tsipouro und einigen Loukoumis, einer Süßigkeit aus Gelee, begrüßt.
Auch in den strengeren Klöstern sind Sie als Nichtorthodoxer willkommen. Allerdings ist es in diesen Klöstern nicht möglich, am Gottesdienst teilzunehmen (und wenn, dann nur im Exonarthex) und Sie können auch nicht gemeinsam mit den Mönchen und orthodoxen Pilgern in der Trapeza (Speisesaal des Klosters) speisen, sondern müssen in einem separaten Raum, oft nach den orthodoxen Pilgern und Mönchen, ihr Essen zu sich nehmen. Bitte befolgen Sie unbedigt die Regeln der jeweiligen Klöster!
Sie müssen auch gelegentlich mit einer gewissen Intoleranz mancher Mönche gegenüber nichtorthodoxen Pilgern rechnen. Seien Sie auch darauf gefasst, dass sich Pilger, oft aus den früheren Ostblockstaaten, abends und nachts in den Unterkünften laut unterhalten können. Glaubensgespräche mit orthodoxen Gesprächspartnern können unter Umständen schwierig sein.
Es ist daher empfehlenswert, sich vor der ersten Athosreise mit erfahrenen Besuchern des Berges Athos auszutauschen, um nähere Informationen über die zu besuchenden Klöster zu erhalten.
Der Gastmönch wird Ihnen ein Bett zuweisen; das kann vom fast luxuriösen Doppelzimmer bis zu einem Schlafsaal mit 20 Betten reichen. Bettlaken und Wolldecken werden genauso wie Hausschuhe gestellt, sodass ein Daunen-Schlafsack nicht erforderlich ist. Sie sollten sich bei Ankunft beim Gastmönch (Archontaris) erkundigen, wann die Zeiten der Gottesdienste sind und wann und wo gegessen wird.
In der Regel essen Sie mit den Mönchen und den anderen Pilgern zusammen; dabei kann das Essen sehr unterschiedlich sein - von strengem Fastenessen bis zum "Schlemmermahl" an bestimmten hohen Festtagen.
Wenn möglich, sollte der Pilger an den Gottesdiensten teilnehmen. Morgens ist die Göttliche Liturgie (ab ca. 6:00), am späten Nachmittag der Esperinos (Vesper) und nach dem Abendessen das kurze Apodipno (Abendgebet), anschließend findet meist die Verehrung der Reliquien statt. Die Teilnahme an den nächtlichen Gottesdiensten (der Orthros z.B. beginnt oft schon um 4:00) wird meistens nicht erwartet.
Nichtorthodoxe sind oft unsicher, wie sie sich bei den Gottesdiensten verhalten sollen. Die Gottesdienste können von zwei Stunden bis zu sechs oder acht Stunden an Festtagen dauern. Es empfiehlt sich beim Betreten des Katholikon (der Kirche) die wichtigsten Ikonen kurz zu verehren: Das muss kein Kuss sein, eine Verbeugung oder ein Sichbekreuzigen reicht aus. Im Gottesdienst wird meist gestanden, zeitweise auch gesessen. Am besten ist es, sich an den orthodoxen Pilgern zu orientieren. Es ist im Zweifelsfall nie falsch, zu stehen. Seien Sie nicht erstaunt, wenn Mönche und Besucher während der Liturgiefeier kurzzeitig die Kirche verlassen und nach einiger Zeit wieder hereinkommen oder wenn sie die Plätze wechseln. In orthodoxen Kirchen ist das nicht ungewöhnlich.
Auch wenn wir Westler oft an alten Kunstgegenständen, Bibliotheken oder Ikonen großes Interesse haben, ist diese Wertschätzung unsere Sicht, jedoch nicht die des Athos. Kirchen sind keine Museen, sondern zum Beten und für den Gottesdienst da und Ikonen haben ihren Wert als Fenster zum Göttlichen, nicht aber als Kunstgegenstände. Grundsätzlich ist es sehr schwierig, und für den Dreitagepilger in der Regel ein seltener Glücksfall, alte Bibliotheken oder Sammlungen von nicht in der Kirche stehenden Kultgegenständen, gezeigt zu bekommen.
Am nächsten Morgen müssen Sie das Kloster verlassen, da die Unterkunft grundsätzlich nur für eine Nacht gewährt wird. Der Gastmönch hilft auf Wunsch weiter bei der Organisation eines Taxis oder einer sonstigen Fahrgelegenheit. Erwarten können Sie das aber nicht.
Sie können von Kloster zu Kloster wandern. Gut begehbare, alte Wanderwege (auf griechisch Monopati genannt) gibt es überwiegend an den Küsten und im Süden der Halbinsel. Nähere Informationen hierzu siehe im Menü "Wanderwege auf dem Athos", bzw. die Informationen der englischen Athosfreunde (FOMA). Die orthodoxen Pilger fahren meistens mit Taxis von Kloster zu Kloster. Diese Taxis sind Kleinbusse, die für eine bestimmte Strecke einen Festpreis haben, der dann durch die Anzahl der Mitfahrenden geteilt wird. Wandern auf staubigen Straßen ist manchmal unumgänglich und nicht besonders schön.
Seit vielen Jahren hat der technische Fortschritt in Form von Straßen, Autos oder Internet den Berg Athos erreicht. Der Athos hat sich gegenüber früheren Zeiten, wie es in Erhart Kästners Buch "Stundentrommel" geschildert wird, stark verändert. Es bleibt die Entscheidung der jeweiligen autarken Mönchsgemeinschaften, den Einzug der Technik und deren Ausmaß anzunehmen und zu gestalten. Es kann nicht Aufgabe der Besucher sein, die nebenbei gesagt mit dem Flugzeug nach Griechenland reisen und mit dem Mobiltelefon täglich nach Hause telefonieren, darauf hinzuweisen, dass früher alles besser und ursprünglicher war und die moderne Welt hier nur störe.
Grundregeln zusammengefasst
Die wichtigsten Grundregeln zusammengefasst, die Sie beachten sollten, damit Ihre Reise/Pilgerschaft gelingt und Ihnen einen ersten Eindruck vom Athos vermitteln kann:
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Sie sollten ausreichend und gut informiert sein. Alles Wesentliche finden Sie in den Athosinformationen von Steffen Züfle, die Sie gegen eine Spende von 25 € erwerben können. Bitte Mail an info@athosfreunde.de schicken, bzw. siehe Menü "Info".
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Reservieren Sie die Schiffsfahrt Ouranopolis - Dafni hin und zurück und kümmern Sie sich insbesondere um die Reservierung für die Übernachtung in den Klöstern.
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Sie benötigen eine gute Landkarte. Die in Ouranopolis oder auf dem Athos zu erwerbenden Karten sind für eine Wanderung unzureichend. Die beste Karte ist derzeit die von Peter Howorth, zu bestellen unter http://www.filathonites.org , nähere Informationen hierzu auch unter dem Menüpunkt Aktuelles
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Informieren Sie sich vor einer Wanderung über die Wege und die Zeit, die Sie voraussichtlich benötigen.
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Denken Sie daran, dass es sehr unterschiedliche Klöster gibt, in denen nichtorthodoxe Pilger sehr verschieden behandelt werden. So gibt es einige Klöster, in denen Sie weder am Gottesdienst noch am gemeinsamen Essen in der Trapeza teilnehmen können. Informieren Sie sich vorher, in welchen Klöstern nicht orthodoxe Pilger willkommen sind.
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Kommen Sie in den Klöstern immer vor dem Esperinos (Nachmittags/Abendgottesdienst, meistens zwischen 16:00 und 17:00) an, denn sonst werden Sie als jemand, der Gottesdienst und Abendessen stört, wahrgenommen.
Der Athos führt Menschen zusammen. Sie können und werden auf dem Berg Athos interessante, oft unerwartete Begegnungen mit Mönchen, orthodoxen Pilgern oder anderen Besuchern haben.
"Vergiss nie, dass Du Pilger und Gast bist!"