Panigiri in der Skite Profitou Iliou
Die zum Kloster Pantokrator gehörende, in der Mitte des 18. Jahrhunderts von Russen und Ukrainern gegründete Skite Profitou Iliou, ist für den Besucher schon von weitem zu sehen. Hier lebten um 1914 zwischen 350 und 500 russische Mönche, die nicht nur ein Krankenhaus unterhielten, sondern auch die zweitgrößte Kirche auf dem Athos bauten. Die Skite selber ist kein Dorf aus einzelnen Kellien, wie z.B. Nea Skiti oder die Skite Agia Anna, sondern ein Klostergebäude, vergleichbar der rumänischen Skite Timiou Prodromou, bzw. der Skite Andreou in Karyes. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dann die riesige, im russischen Stil gehaltene Kirche erbaut. Die Skite war damals sehr vermögend: So gab es u. a. einen regelmäßigen Schiffsverkehr zwischen Odessa und der Skite, und ein noch heute zur Skite gehörendes Hotel in Konstantinopel, in dem sich die Schiffsgäste erholen konnten.
Nachdem mit dem ersten Weltkrieg, bzw. der russischen Oktoberrevolution, der Nachwuchs ausblieb, ging es mit der Skite begab, bis zuletzt nur noch wenige russische Mönche dort lebten, die als Zeloten 1992 den Berg verlassen mussten. Danach wurde die Skite von einer griechischen Bruderschaft, die aus der Skite Xenofontos stammte, übernommen.
Seitdem ist die Skite sehr gut restauriert worden und Besucher sind dort gerne gesehen. Der Gastmönch Philemon (siehe Foto) zeigt jedem die große Kirche und wenn man Glück hat, kann auch das Museum in den Räumen unterhalb der Kirche besichtigt werden, in dem die griechische Bruderschaft tausende von Alltagsgegenständen der früher hier lebenden russischen Mönche ausgestellt hat (Küchengegenstände, Behälter aus der Apotheke, Werkzeug).
Da die hier lebende Bruderschaft nur 8 Mönche umfasst, wird der tägliche Gottesdienst in einer kleinen Kirche in einem Nebengebäude gefeiert. Einmal im Jahr allerdings, wenn Panigiri zum Jahrestag des Propheten ist, wird die große Kirche geöffnet und dort eine Agripnia, das ist ein Nachtgottesdienst, gefeiert.
Die Vorbereitungen sind zahlreich und nebenbei auch teuer: Die Chöre müssen engagiert werden, wobei ein Teil der Sänger inzwischen Laien vom Festland sind. Ein Bäcker kommt aus Thessaloniki (ein früherer Nachbar von Philemon) und backt insgesamt 50 Brote und, auch das soll nicht vergessen werden, für die schon Tage vorher eintreffenden und helfenden Pilger eine hervorragende Pizza.
Der Hof und die Kirche werden gesäubert, die Mauern vom Unkraut befreit, die Stämme einzelner Bäume gekalkt, 250 Betten für die erwarteten Pilger werden vorbereitet, Palmzweige geholt und die Türen damit geschmückt. Auch muss die Trapeza umgebaut werden, damit alle Gäste einen Platz finden können.
Endlich ist es am Donnerstag, dem Vortag der Agripnia, soweit. 250 Pilger und zahlreiche Mönche aus benachbarten Klöstern, insbesondere dem Kloster Pantokrator, jedoch auch von anderen Kellien treffen ein. Nach dem Hesperinos am späten Nachmittag gibt es ein erstes Mahl und dann, nach einer kurzen Pause, wird das Simantron geschlagen und alles geht in die festlich geschmückte Kirche.
Es ist ein wunderbarer Gottesdienst. Hunderte von Kerzen und Öllampen erleuchten die Kirche. Die Gesänge der beiden Chöre sind himmlisch und bei der sommerlichen, griechischen Hitze stehen alle Türen offen, sodass die Gesänge überall in der Klosteranlage zu hören sind. Die meisten Pilger bleiben die gesamte Nacht beim Gottesdienst, einige haben sich zurückgezogen oder schlafen auf der Galerie der Kirche.
Nach 12 Stunden ist der Nachtgottesdienst zu Ende und die gesamte Festgesellschaft zieht, die Mönche singend, in die Trapeza, wo es an diesem Festtag ein ganz besonderes üppiges Mahl mit Fisch gibt.
Danach zieht die Gesellschaft wieder zur Kirche, aber diesmal für das Gruppenfoto mit allen kirchlichen, aber auch weltlichen Würdenträgern.
Schrieb Franz Spunda in seinem Buch „der Heilige Berg Athos“, der vor 90 Jahren die Panigiri besuchte noch: „Bald klapperte der Hof von den Hufen der Maultiere, die aus den Ställen gezogen worden und tönt vom Schreien der Esel. Alles rüstet zur Heimreise. In einigen Stunden sind alle davon und in der Skiti des Propheten Elias bleiben nur ein paar Mönche übrig,………..die aufräumen.“
Heute sind es die Kleinbusse und Pickups, die die Gäste und befreundeten Mönche nach Hause bringen.
Kommentare
Kommentar von Dietmar Gerboth |
Ich hatte die große Freude bei der Olivenernte 2019 helfen zu dürfen. Das verdanke ich meinen Pilgerfreunden. Die Eindrücke die ich dort erleben durfte begleiten mich auch in meinem Alltag. Ganz besonders hat mich das Kennenlernen von Vater Philemon berührt. Was für eine phantastische Persönlichkeit, seine Freundlichkeit war und ist für mich umwerfend. Die Intensität des Erlebnisses ist herausragend !
Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr wieder dabei sein darf.
Auch von mir, Athonitische Grüße aus Bremen
Dietmar Gerboth
Antwort von Michael Ringer
Danke Dietmar für Deinen Kommentar. Wir werden uns im Herbst bei der Olivenernte wieder sehen!
Kommentar von Günter Fees |
auch ich durfte heuer (Okt. 2023) mit meinen pilgerfreunden 3 Tage in der Skite prof. iliou verbringen und den klostergarten
auf vordermann bringen. was für ein großartiges erlebnis in diesem kleinen, persönlichen haus, wo wir auch außerordentlich
vorzüglich verköstigt wurden und in sauberen dz übernachten durften. danke michael, hanjo und filimon...
Kommentar von Dieter Frisch |
ICH HABE OFTMALS DIE SKITE MIT MEINEN PILGERFREUNDEN AUFGESUCHT UND GASTMÖNCH PHILEMON IST IMMER SEHR FREUNDLICH UND HILFSBEREIT:
MIT ATHONITISCHEN GRÜSSEN AUS GRAZ
DIETER FRISCH