Bücher über den Berg Athos

Buchtipp: Vater Cherubims Autobiografie über seine Zeit als junger Mönch gibt Einblicke in das tägliche Leben am Heiligen Berg.
Archimandrit Cherubim: "Aus dem Garten der Panagia Erinnerungen an den Heiligen Berg Athos"
Übersetzt und 2003 herausgegeben im Selbstverlag von Steffen Züfle, Hauptstr. 88, 77876 Kappelrodeck, Tel 07842 / 2340, Steffen.Zuefle@web.de, geb., 260 Seiten, 19,80 € plus Versandkosten.
Auf den einmaligen Inhalt geht die Rezension von Martinos Petzolt ausführlich ein:
Obwohl dieses Buch nicht auf dem Athos geschrieben wurde, ist es doch ein athonitisches Buch wie
kaum ein anderes. Von der ersten Seite an versetzt es denjenigen, der den Heiligen Berg aus eigener
Anschauung kennt, unmittelbar an diesen außergewöhnlichen Ort. Denn es ist geschrieben aus einer „Innen-
perspektive“. Es hält sich nicht mit äußeren Beschreibungen und geschichtlichen Abhandlungen auf, sondern ist
die Erzählung eines Mönches selbst, der als junger Mann auf den Athos kam, eine Einsiedlergemeinschaft fand,
sich in Gebet, Gehorsam und Askese übte und mit Staunen, Begeisterung und Ehrfurcht die anderen Mönche um
ihn herum erlebte, große geistliche Väter, Anfänger wie er selbst, fleißige Arbeiter, große Äbte, stille Beter,
Wundertäter, Asketen, Vorbilder. Dazwischen eingestreut finden sich immer wieder Beschreibungen der Natur mit
den darin eingebetteten Klöstern, Betrachtungen über das Mönchsleben, Überlegungen über den Sinn des
christlichen Lebens und Gedanken über die monastische Askese. Freilich entspricht das Bild des Heiligen Berges
in diesem Buch nicht ganz dem heutigen Athos, wie er sich heute dem ausländischen Touristen oder Pilger zeigt.
Denn das Zentrum der Erzählungen bilden die versteckten Einsiedlerhäuser rund um Agia Anna und dies zudem
vor 60 Jahren, während über die großen und prächtigen Klöster fast gar nicht gesprochen wird. Insofern werden
heutige Probleme und Veränderungen nicht thematisiert, obwohl diese „Erinnerungen“ erst in den Jahren ge-
schrieben wurden, als die großen Veränderungen auf dem Athos bereits begonnen hatten. Vielleicht lautet auch
deshalb der griechische Titel: „Nostalgische Erinnerungen“.
Archimandrit Cherubim (Georgios Karambelas, 1920-1979) kam als 18jähriger auf den Athos und blieb 4
Jahre in einem Kelli in Agia Anna. Das Schicksal verschlug ihn zurück nach Attika, wo er Kleriker wurde und bald
eine neue Bruderschaft gründete, die agioritisches Leben mit missionarischem Engagement in der Welt zu
verbinden suchte: Das Kloster Paraklitou in Oropos (Attika) ist wie der gesamte Athos „Avaton“, Männern
vorbehaltene Klausur, geht aber zugleich aktiv einem wichtigen Apostolat nach, nicht zuletzt durch eine breite
publizistische Tätigkeit und durch Übersetzungen spiritueller Schriften. Die geistliche Schule seiner jungen Jahre
hat Vater Cherubim nie vergessen. Sie hat ihn und seine Gemeinschaft geprägt. Dass er seine geistliche
Erfahrungen und Erlebnisse in späten Jahren niedergeschrieben hat, ist nicht nur ein einmaliges historisches
Dokument des Eremitenlebens auf dem Athos in der Zeit des 2. Weltkriegs und ein Archiv vieler
Mönchsgestalten, von denen manche heute vielleicht schon vergessen wären, sondern auch ein kleines
geistliches Kompendium aller wichtigen Tugenden, Bemühungen und Versuchungen eines jungen Mönches. Das
besondere daran ist, dass diese tagebuchartigen Erinnerungen aus der Retrospektive geschrieben wurden, so
dass sie immer konzentriert auf das Wesentliche und Bleibende sind und auch eine gewisse Filterung und
Klärung durch die geistlichen Erfahrungen eines langen Lebens als Mönches erfahren haben. Nostalgisch sind
sie deshalb nicht im Sinne einer schwärmerischen romantisierenden Erinnerung, die alles Dunkle wegwischt und
verklärt, sondern weil sie den Kern und Mittelpunkt des eigenen geistlichen Lebens Cherubims darstellen,
gewissermaßen den Ankerplatz, zu dem die Gedanken Zeit seines Lebens immer wieder zurückkehrten. Dankbar
sind wir, dass er uns seine eigene geistliche Schule gezeigt hat, und dankbar sind wir besonders dem Übersetzer
Steffen Züfle, der mittels der holländischen Übersetzung das griechische Original ins Deutsche übertragen hat,
übrigens in einer sehr schönen und dem Inhalt angemessenen Sprache, mit Sachkenntnis der athonitischen
Situation und orthodoxen Begrifflichkeit (die Gebetsschnur heißt allerdings Komvos’chini-Κομποσχοίνι), mit nur
sehr wenigen Tippfehlern und unklaren Stellen. Merkwürdigerweise gibt es im gesamten Band überhaupt keine
Worttrennungen. Dass Herr Züfle das Buch sogar im Selbstverlag herausgebracht hat, zeugt von großem
Idealismus, wenngleich es auch einem religiösen Verlag gut angestanden hätte. Eingestreut in den Text finden
sich Zeichnungen des Priestermönches Anastasios, eines Einsiedlers in Karyes. Die Übersetzung wird ergänzt
durch kurze Biographien des Autors wie des Illustrators sowie durch ein Personenregister mit Heiligenviten,
entnommen dem „Le Synaxaire“ des Simonopetrischen Priestermönches Makarios, und durch hilfreiche und
ziemlich zuverlässige Begriffserläuterungen.
Wer das Buch in die Hand nimmt, kann es nicht wieder ablegen. Vor allem, wenn sich in den
Erzählungen eigene Erlebnisse widerspiegeln, fühlt man sich unmittelbar anwesend auf dem Heiligen Berg. Wer
hat dort nicht schon an einem Kelli angeklopft, wurde von einem jungen Novizen eingelassen, mit Erfrischungen
bedient, in ein freundliches Gespräch verwickelt und dann von einem reifen und von der Askese geprägten
geistliche Vater auf unerwartete und ungeahnte Weise geistlich auferbaut? Vater Cherubim hatte die besondere
Begabung, diese Dinge in Worte zu fassen, die Blicke der Väter zu beschreiben, Gesten von Mönchen mit
Worten hörbar zu machen, geistliche Sätze zu konzentrieren und dadurch der Nachwelt zu bewahren, als würden
sie uns heute gesagt. Und ohne aufdringlich zu sein, interpretiert er die geistlichen Vorbilder und Erlebnisse und
bietet somit eine Exegese des monastischen Lebens allgemein und des christlichen geistlichen Lebens
schlechthin.
Wer ein Athosbuch sucht, muss dieses lesen, weil hier der Agion Oros selbst zur Sprache kommt, weil
hier das agioritische Leben selbst beschrieben wird, weil hier der Sinn des monastischen Mühens eine Erklärung
findet, weil hier die allgemeinen christlichen Tugenden, um die sich nicht nur die Mönche bemühen sollten,
ausgelegt werden und weil es eine wunderbare Frucht aus dem Garten der Panagia ist.
π. Martinos Petzolt

"Berg Athos", ein empfehlenswertes Buch unseres Mitglieds Willi Schmutzhard über Begegnungen, Erlebnissen und Reflexionen auf insgesamt 35 Athosreisen.
In seiner Rezension schreibt Herr Waldemar Rupert Feiner: In 30 Jahren hat sich Willi Schmutzhard 35 mal den Athos „ergangen“. Nun lässt er Leserinnen und Leser an seinen Erlebnissen und Begegnungen teilhaben. Er nimmt sie zum Beispiel mit in die atemberaubende Schönheit der Natur zwischen Gebirge und Meer…, in die mystische Stimmung der nächtlichen Gebete und Gesänge der Mönche im dunklen Kirchenraum…, in die Werkstätten der Ikonenmaler, Silberschmiede oder Weihraucherzeuger…Er stellt Mönche vor, deren Begegnungen für ihn besonders bedeutsam geworden sind und lässt so auch die Leserinnen und Leser an deren Leben und Spiritualität teilhaben. Er zeigt aber auch – gleichsam wie in einem Zeitraffer – auf, was sich in den letzten drei Jahrzehnten positiv, was sich negativ entwickelt hat und reflektiert dies wie ein kritischer Freund.
Anmerkungen von Michael Ringer: Ein schlichter Titel, der Erlebnisse, Begegnungen, Erinnerungen und Reflexionen auf dem Heiligen Berg schildert. Es ist nicht nur ein Buch über den Athos, sondern auch über den Verfasser und seine, z.T. sehr persönlichen Erinnerungen an 35 Athosreisen. Alle Klöster werden beschrieben und dortige Erlebnisse erwähnt, aber auch Besonderheiten und Bemerkenwertes auf dem Athos einschließlich kritischen Anmerkungen, z.B. zur Müllproblematik oder zu den sich in den Berg fressenden Straßen, kommen zur Sprache. Das 200 Seiten umfassende Buch ist von Willi Schmutzhard in großem Respekt gegenübert dem Heiligen Berg, den dort lebenden Mönchen sowie seinen Mitreisenden geschrieben worden.
Sehr schön sind die zahlreichen Fotos des Autors und die hervorragenden Linolschnitte seines Mitpilgers Andreas Waha sind etwas ganz Besonderes.
Zu beziehen ist das Buch unter der ISBN-Nr. 978-3-901607-55-4 über jede Buchhandlung.

Buchtipp: Es gibt leider keinen aktuellen deutschsprachigen Führer über den Heiligen Berg. Antiquarisch günstig beschaffbar ist:
Sotiris Kadas: "Der Berg Athos. Illustrierter Führer der Klöster: Geschichte und Schätze", Ekdotike Athenon S.A. Athen 1980

Buchtipp: Ein Führer im weitesten Sinn ist das ebenfalls antiquarisch beschaffbare Buch:
Erich Feigl: "ATHOS, VORHÖLLE zum PARADIES", Paul Zsolnay Verlag Wien · Hamburg, 1982, 194 Seiten, ISBN 3-552-03400-5
Aus dem Buchumschlag zitiert: Erich Feigl bietet ein Darstellung des Athos, die an Anschaulichkeit und Unmittelbarkeit ihresgleichen sucht. Er gibt die seltsame Welt der Mönchsrepublik in Schwarzweißphotographien wieder. Gemeinsam mit Grundrisszeichnungen und einer erstmalig veröffentlichten Kartenskizze von Reinhold Zwerger sichern sie dem Buch den Rang eines Standardwerks.

Buchtipp: Auf Griechisch gibt es einen sehr guten zweibändigen reichlich bebilderten Führer.
Band 1 widmet sich allgemeinen Themen, wie dem Leben als Mönch, der Landschaft, den Heiligen, die der Athos hervorgebracht hat, der Natur, den Institutionen, der Architektur, der Geschichte und dem Handwerk.
Band 2 stellt alle Klöster und Skiten vor, auch viele Kellien, sowie die Ikonen und Reliquien am Heiligen Berg. Er beschäftigt sich mit der Haupstadt Karyes nebst dem Protaton und enthält Kartenskizzen mit Touren.
"ΑΓΙΟΝ ΟΡΟΣ, ΤΟΜΟΣ 1", 279 Seiten, Verlag Explorer Athen, 2003, ISBN 960-8303-41-9
"ΑΓΙΟΝ ΟΡΟΣ, ΤΟΜΟΣ 2", 448 Seiten, Verlag Explorer Athen, 2003, ISBN 960-8303-48-6
Band 1 und Band 2 als Set: ISBN 960-8303-49-4

Buchtipp: Der Heilige Berg hat viele Heilige hervorgebracht. Über deren Leben, Werke und Bedeutung mehr zu erfahren, empfehlen wir folgendes Werk:
"Das Synaxarion. Die Leben der Heiligen der orthodoxen Kirche", Herausgegeben vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania, Kreta. In Deutschland publiziert von PRODROMOS in Nauen.
Die zwei Bände enthalten für jeden Tag des Kirchenjahres die Leben aller Heiligen, deren in den byzantinischen Minäen (d.h. der Patriarchate von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem, Kirche v. Zypern) gedacht wird, sowie der wichtigsten Heiligen aller anderen orthodoxen Ortskirchen (Russlands, Serbiens, Rumäniens, Bulgariens, Georgiens), einschließlich der neuen Heiligen der jüngsten Zeit, überdies einer Auswahl von Heiligen des frühchristlichen Westens. Eingeschlossen sind auch ausführliche Gedächtnisse der Großen Feste des Herrn und der Gottesmutter mit Erklärung ihrer theologischen Bedeutung sowie der Hl. Ökumenischen Konzile und anderer bedeutender Ereignisse, die ein liturgisches Gedächtnis haben.
Jeder Band enthält 8 Farbikonen und rund 100 s/w-Ikonen.

Robert Byron: "Der Berg Athos - Reise nach Griechenland"
Reisebericht des noch jungen britischen Schriftstellers, der 1927 zusammen mit drei Freunden den Berg Athos besuchte. Lesenswert ist deren Besteigung des Athosgipfels, die sich von der heutigen nicht unterscheidet.
Verlag: Die Andere Bibliothek

Fallmerayer, Jakob Philipp: "Fragmente aus dem Orient"
Erster und zweiter Band, Edition Raetia, 2013 neu aufgelegt, enthält u. a. die beiden Kapitel über den Agion Oros, den Fallmerayer im Rahmen seiner Orientreise (1840 -1842) bereiste.
Dem Buch ist eine von Gert Westphal besprochene Audio-CD mit Auszügen der beiden Athoskapitel beigelegt.

Kästner, Erhard: "Die Stundentrommel vom Heiligen Berg Athos"
Reisebericht über den Berg Athos in den 50er Jahren
Insel Verlag

Kość, Zbigniew und Zinniker, Jannis: "Athos"
U. Bär Verlag, 1988, vergriffen, antiquarisch zu besorgender Bildband über den Berg Athos, Text von Jannis Zinniker, Schwarz-Weiß-Fotografien von Zbigniew Kość

Nußbaumer, Heinz: "Der Mönch in mir"
Styria Premium Verlag, Taschenbuch
Erfahrungen eines Athospilgers für unser Leben.
Auch als Hörbuch erschienen, gelesen vom Autor und mit russisch-orthodoxen Marienhymnen.

Piepgras, Ilka: Meine Freundin, die Nonne
Knaur Verlag, 2011
Über dieses Buch
In den siebziger Jahren begegneten sie sich im saarländischen Homburg und wurden schnell beste Freundinnen: saßen in der Schule nebeneinander, gingen nachmittags zum Ballett und besuchten zusammen den Konfirmandenunterricht. Fünf Jahre lang waren sie unzertrennlich. Dann entfernten sie sich voneinander. Ilka Piepgras schlägt die Journalistenlaufbahn ein, Charlotte wird an der Kunsthochschule aufgenommen. Doch ein Studienaufenthalt in Naxos verändert Charlottes Leben radikal. Tief beeindruckt von der Begegnung mit einem Priestermönch vom Berg Athos beschließt sie, sich orthodox taufen zu lassen und in ein griechisches Kloster einzutreten. Ihren alten Namen legt sie ab, fortan heißt sie Diodora. Ihre Familie und ihre Freunde sind fassungslos. Zwanzig Jahre nach der letzten Begegnung mit der Freundin macht sich Ilka Piepgras auf den Weg nach Griechenland zu ihrer Freundin, die mittlerweile als Äbtissin die Verantwortung für rund fünfzig Nonnen trägt. Sie taucht ein in das klösterliche Leben, besucht orthodoxe Gottesdienste, die ihr seltsam fremd sind und die sie zugleich faszinieren. Und sie führt lange Gespräche mit Diodora, um ihre Entscheidung von damals und ihr Leben heute zu verstehen. Ein Leben, das fordernd und entbehrungsreich ist, aber auch erfüllt und voller Gottvertrauen. Am Ende ihrer Reise stellt Ilka Piepgras fest: Die alte Freundin gibt es nicht mehr - aber sie hat eine neue gewonnen. Und nicht nur das: Sie erkennt, dass der Besuch im Kloster ihren Blick auf die Welt unmerklich verändert hat.

Reinhold Zwerger: "Wege am Athos"
Erinnerungen des 2009 verstorbenen Reinhold Zwerger, des Autors der sogenannten "Zwerger-Landkarte", an seine zahlreichen Reisen auf den Berg Athos. Das Buch kann über die Homepage www.reinholdzwerger.com bestellt werden.

"Imerologion - Eortologion, Telefonikos Katalogos" (auf Griechisch)
Empfehlenswerter jährlich erscheinender Kalender im Hosentaschenformat, der auch die Daten aller Fest- und Gedenktage enthält, sowie die Telefonnummern des Gebietes "Heiliger Berg" einschließlich der Kellien mit Namen ihrer Vorsteher. Herausgeber ist das Kloster Pantokratoros. Auch wenn der Text auf Griechisch ist, kommt man mit dem Büchlein gut zurecht.